Kämpferinnen für Frieden und Frauenrechte


Frieden, Gerechtigkeit und gleiche Chancen für alle Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, ihrer Religion sind uns wichtig.

Dafür haben sich schon die Namensgeberinnen unserer Ferienwohnungen eingesetzt - die drei Frauenrechtlerinnen und Pazifistinnen
Alice Salomon, Bertha Suttner und Clara Wichmann.

Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 2o. Jahrhunderts haben sie in Deutschland und international für das Recht von Frauen auf Schulbesuch, Berufsausbildung, Universitätsstudium und vor allem auch für das Wahlrecht von Frauen gekämpft und sich gegen den Krieg engagiert.
Dass all dies nicht in das Konzept der Nationalsozialisten passte, haben Alice Salomon und Bertha von Suttner deutlich zu spüren bekommen.

Hier können Sie kurze Biografien dieser mutigen Frauen lesen.

Alice Salomon (* 19. April 1872 in Berlin; † 30. August 1948 in New York)

Deutsche liberale Sozialreformerin in der deutschen Frauenbewegung. Wegbereiterin der Sozialen Arbeit als Wissenschaft. In diesem Zusammenhang wurde von ihr der Begriff Soziale Diagnostik eingeführt.

Erst ab den 1980er Jahren wurde die Arbeit von Alice Salomon in Deutschland durch Namensverleihung an Hochschulen, Verkehrswegen, Kinder- & Hilfseinrichtungen gewürdigt.

Salomon wuchs in einem großbürgerlichen Haus in Berlin, in der Nähe des Anhalter Bahnhofs auf. Nach der übli-chen Schulbildung für Mädchen ihres Standes führte sie – das für sie unbefriedigende – Dasein einer Haustochter.

Wie vielen Mädchen aus begüterten Familien wurde ihr nicht erlaubt, eine Ausbildung zu absolvieren, obwohl sie gerne Lehrerin geworden wäre. Diese „Leidenszeit“ fand 1893 ein Ende: Alice Salomon selbst sagte später, dass ihr Leben erst anfing, als sie 21 Jahre alt war. Sie wurde Mitglied der Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit, die von Jeanette Schwerin ins Leben gerufen worden waren. Bald wuchs Salomon zur „rechten Hand“ Schwerins, und übernahm nach deren Tod im Jahre 1899 die Verantwortung für die Gruppen.

Im Jahr 1900 trat Alice Salomon dem Bund Deutscher Frauenvereine bei, wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, blieb dies bis 1920. In Zusammenarbeit mit dem Frauenbund setzte sie sich für die materielle und psychische Unterstützung von verarmten, „eheverlassenen“, alleinerziehenden sowie überforderten Müttern ein, um so der Verwahrlosung ihrer Kinder vorzubeugen bzw. diese zu verhindern.

Frauenbildung
Von 1902 bis 1906 studierte Alice Salomon Nationalökonomie, Geschichte und Philosophie an der Friedrich-Willhelms-Universität in Berlin, obwohl sie kein Abitur hatte.
Ihre Publikationen wurden als Voraussetzung für den Besuch der Universität anerkannt. Sie wurde 1906 zum Doktor der Philosophie promoviert.
Ihre Dissertation wurde unter dem Titel Die Ursachen der ungleichen Entlohnung von Männer- und Frauenarbeit veröffentlicht.

In zahlreichen Artikeln warb die Schulgründerin für ihre Bildungseinrichtung, dabei stets das Ziel der Ausbildung explizit auf die Frauenbewegung beziehend. Für sie war ihre Schule ein Ort „moderner Bildung“, an dem die weibliche Jugend für die Nutzbarmachung der Rechte und Pflichten erzogen wird, die die Frauenbewegung für sie erkämpft hat. Sie betrachtete den sozialen Frauenberuf vordergründig als „Eignungsberuf“. Darum war für sie die soziale Schulung „nicht nur eine Sache der Vermittlung von Wissen, sondern eine Frage der Entwicklung des Gewissens, der Pflege der Charakter-eigenschaften“. Der Erfolg der privaten Bildungsinstitution war überwältigend, ihr Curriculum für zahlreiche ähnliche Neugründungen richtungsweisend. Die steigenden Schülerinnenzahlen machten bald einen eigenen Schulbau nötig, der unmittelbar vor Beginn des Ersten Weltkriegs fertiggestellt wurde

1909 wurde Alice Salomon Schriftführerin im Internationalen Frauenbund. 1914 trat sie vom Judentum zum christlichen Glauben evangelischer Konfession über. 1917 wurde Salomon Vorsitzende der von ihr gegründeten Konferenz sozialer Frauenschulen Deutschlands. 1920 kam es zum Rücktritt aus dem Vorstand Bund Deutscher Frauenvereine (BDF), nachdem sie aus Angst vor antisemitischer Propaganda bei der Wahl zum BDF-Vorsitz übergangen worden war.
Fünf Jahre nach dieser Erfahrung gründete sie in den Räumen des Pestalozzi-Fröbel-Hauses die Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit, die später zu einem Institut für sozialwissenschaftliche Forschungen ausgebaut wurde. Dort fanden Vorträge von bedeutenden Wissenschaftler*innen zu kulturellen, sozialen, ethischen und religiösen Fragestellungen statt. Albert Einstein, Carl Gustav Jung, Eduard Spranger, Ernst Cassirer, Eugen Fischer sowie Gertrud Bäumer und Helene Weber, und Romano Guardini, der im November 1927 in der Aula des Pestalozzi-Fröbel-Hauses eine vielbeachtete Vortragsreihe über ethisch-religiöse Grundfragen der Existenz hielt.

Im Herbst 1928 startete die Frauen-Akademie ein eigenes umfangreiches Forschungsprojekt über Bestand und Erschütterung der Familie in der Gegenwart. Darin war eine Fülle von authentischem Material zusammengetragen: „einerseits anrührend, wie Familien angesichts von Inflation, Depression und Arbeitslosigkeit Überleben für sich möglich machen, wie sie arbeiten, wirtschaften, Freude erleben, Feste feiern und sich um die Zukunft ihrer Kinder sorgen, andererseits auch erschütternd, wie Dumpfheit, Monotonie, politische Unaufgeklärtheit unter sozial und wirtschaftlich engen und ungünstigen Bedingungen entstehen kann“.

1929 rief Salomon die International Association of Schools of Social Work („Internationale Vereinigung der Schulen für Sozialarbeit“) ins Leben, der sie viele Jahre als Vorsitzende vorstand. 1932 stand Alice Salomon auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Zu ihrem 60. Geburtstag erhielt sie vom Preußischen Staatsministerium die Silberne Staatsmedaille, die Berliner Universität verlieh ihr die Ehrendoktorwürde.

Emigration
1933 hatten die Nationalsozialisten die international bekannte Wegbereiterin Sozialer Arbeit aus allen öffentlichen Ämtern gedrängt. Vier Jahre später wurde die inzwischen 65-Jährige, kurz nachdem sie von einer Vortragsreise aus den USA zurückgekehrt war, nach Verhören durch die Gestapo zur Emigration gezwungen. Hierfür lassen sich u. a. folgende Motive finden:
⦁ ihre jüdische Herkunft,
⦁ ihre christlich-humanistischen Ideen,
⦁ ihr Eintreten für eine pluralistische Berufsarbeit,
⦁ ihr offener Pazifismus,
⦁ ihr internationales Auftreten.

Vor der Vernehmung stand für die Nazis fest, dass Alice Salomon vor die Entscheidung „Ausweisung oder Verhaftung“ gestellt werde. Sie verließ am 18. Juni 1937 Deutschland. Bis zu ihrer Vertreibung hatte Alice Salomon in einem Hilfskomitee für jüdische Emigranten gearbeitet. Sie emigrierte über England in die USA und lebte dort in New York. 1939 wurden ihr die deutsche Staatsangehörigkeit und die beiden Doktorgrade aberkannt. 1944 erwarb sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ein Jahr darauf wurde sie Ehrenpräsidentin des Internationalen Frauenbundes und der Internationalen Vereinigung der Schulen für Sozialarbeit.

In der neuen Heimat konnte Alice Salomon ihre berufliche Karriere nicht fortsetzen. Als bezeichnend für die Situation kann ihr Versuch gelten, ihre Autobiografie zu veröffentlichen. Begleitet von Vertröstungen, Zusagen und Absagen blieb ihr dieses wichtige Anliegen verwehrt. Die Memoiren erschienen in Deutschland erst im Jahr 1983 (Neuauflage 2008), in den USA 2004.

Am 30. August 1948 starb Alice Salomon in New York. Zur Beerdigung auf dem Friedhof Evergreens in Brooklyn kamen nur wenige Menschen.

Bertha von Suttner

Clara Gertrud Wichmann